Der kleine Tag

 

Vielleicht sind die Sterne, die funkelnden Punkte im Dunkeln, vielleicht sind die Sterne nur Löcher. Reingepickste, pieksekleine Löcher im Himmel.

Vielleicht.

Und dahinter? Licht. Ein strahlendes helles, riesengroßes, ungeheueres Licht. Das ist das Reich der Tage. alle Tage leben dort: der Tag von gestern, von morgen, letzte Woche, nächsten Monat oder voriges Jahr. Die Tage sind lebendige Lichtwesen, dir nur ein einziges Mal zur Erde reisen dürfen.

Auf seinen Zeitpunkt, auf die Erde zu reisen, wartet sehnlichst ein kleiner Tag, der 23. April.

Besessen von dem Wunsch, ein ganz besonderer Tag zu werden, will er so werden wie die anderen wichtigen Tage. Ein geheimnissvoller Tag überzeugt ihn, dass jeder eine eigene Persönlichkeit ist und für sich selbst entscheiden muss, was ihm wichtig ist.

Endlich ist es soweit: Durch sein Sternenloch springt der kleine Tag auf die Erde mitten in den Umzug einer Familie. Nachdem er eine Schulklasse und ein Liebespaar beobachtet hat, trifft er an einem Lagerfeuer eine Familie, die sich an den schönen Seiten der Welt erfreut. Noch vieles erlebt der kleine Tag auf der Erde. Plötzlich ruft sein Stern den kleinen Tag zurück ins Lichtreich. Es heißt Abschied nehmen von der Erde.

Aber "Abschied heißt, was neues kommt!"

Der keine Tag freut sich, von seinen Erlebnissen zu erzählen. Die anderen Tage verspotten ihn, da es an seimem Tag weder einen neuen Weltrekord noch ein Erdbeben oder ein Zugunglück gegeben hat.

Traurig rennt er weg. Nur der geheimnissvolle Tag folgt ihm und überzeugt ihn: "Wenn du nur ein paar Menschen Freude gebracht hast, dann hat sich deine Reise schon gelohnt."