Bericht in der PNP am 29.10.2008

„Die Pfingstorgel" - Premiere verspricht einen heiteren Aidenbacher Theaterherbst

Ausverkaufte Premiere erlebt lebendiges Theater ohne Volkstümelei

Aidenbach (eb). „Wir spielen zum Vergnügen der Einwohner" lautet nun schon seit 25 Jahren das Motto der Aidenbacher Theatergruppe „Die vom Reschndobl". Gemäß diesem Grundsatz kamen die Premierenbesucher der „Pfingstorgel" voll auf ihre Kosten.

Vor ausverkauftem Hause boten die Darsteller überzeugende schauspielerische Leistungen, zu dem auch das imponierende Bühnenbild seinen Beitrag lieferte, ließen die verschiedenen Charaktere lebendig werden und erregten immer wieder die Heiterkeit des Publikums.

Regisseur Alfred Wimmer konnte rundum zufrieden sein, weil jeder der rund 40 Laienakteure bei der Premiere aus sich heraus ging und ein sehr applausfreudiges Publikum den Festsaal beim Kirchenwirt bis auf den letzten Platz füllte.

Alois Johannes Lippl, der aus der katholischen Landjugendbewegung der zwanziger Jahre kommt und es zum Präsidenten des Bayrischen Jugendrings und zum Intendanten des Bayrischen Staatsschauspiels gebracht hat, schrieb mit seiner „Pfingstorgel" eine hintergründige Moritat von unverkennbarer niederbayrischer Eigenprägung, das den Zuschauer beständig erheitert und zum Schmunzeln bringt.

Das bayrische Dorf mit dem listig erfundenen Namen „Maut" hat eine Kirche. Aber es ist eine stumme Kirche, denn die Kollekte für eine Orgel hat in vielen Jahren einen Betrag erbracht, der grade für eine Ziehharmonika reichen würde.

Die wohlhabenden aber geizigen Bauern sind fromme Leute, jedoch zu einem Opfer ist ihre Frömmigkeit nicht bereit. Und so wird es bleiben, darauf kann man sich verlassen. Man kann sich so sehr darauf verlassen, dass ein geflügeltes Wort in dem Dorf umgeht: „Eher steht in unsrer Kirche eine Orgel, als dass…" . Bei diesem seinem Wort soll nun der Bürgermeister genommen werden, der es auf ein liebendes Paar angewendet hat. Ausgerechnet die Ärmsten der Gegend, die Scherenschleifer, Vaganten, die Fahrenden und Landstreicher, sammeln das Geld für eine Kirchenorgel. Da erleben also die Bauern von Maut ein staunendes Erwachen am Pfingstsonntag, als sie aus ihrer Kirche die mächtigen Akkorde einer Orgel vernehmen.

Lippl versteht es, Charaktere scharf und einprägsam zu zeichnen, so etwa den geizigen Bürgermeister von Maut, Nikolaus Zirngibl (Zöls Franz) mit seinen Gemeinderatskollegen (dargestellt von Max Gimpl, Christian Biermeier und Rauchfuß Stefan, Fritz Niedermeier) , der seine einzige Tochter Gertrud Zirngibl (Marina Urlbauer) an einen reichen Bauernsohn verkuppeln möchte. Im Weg steht ihm dabei Ambros Flohreiter (Manuel Zöls), der Sohn des Musikanten Bartholomäus Flohreiter (Bernhard Wiese) und der Rest der Musikanten (dargestellt von Michael Spiel, Lukas und Clemens Wiese).

Ob Wirthausküche mit Wirt (Hermann Kaiser) und Wirtin (Kerstin Kaiser), Köchin (Urlbauer Gusti), Magd (Thullen Andrea) und Hausl (Köck Willi), ob die 95jährige Großmutter Apollonia Flohreiter (Grüneberg Margarete), die in traumhafter Art und Weise ihrem Sohn Emmeran Flohreiter (Josef Stockinger) den „Kopf wäscht" oder der billige Jakob (Thomas Müller), der in unverkennbarem Sächsisch versucht etwas zu verkaufen, jede noch so große oder kleine Rolle ist prägend und unverzichtbar für den Erfolg des Stückes.

Durch das Stück führen die Moritatensänger Kurt Woletz und Monika Pallan, die in tragisch-komischer Art singend die Geschichte erzählen. Der gesamte original dargebrachte Gesang wird begleitet von den Musikern Bernhard Weiß, Lukas und Clemens Wiese, Erich Merwald und Matthias Deger unter der Leitung von Astrid Weber.

Eine Fotoausstellung, die die 25jährige Geschichte des Aidenbacher Theatervereins „Die vom Reschndobl" erzählt, präsentiert die Gruppe parallel zu ihren Vorstellungen des Stücks „Die Pfingstorgel" beim Kirchenwirt. 25 Jahre Geschichte, dokumentiert auf Plakaten und Fotos, die ausgestellt sind, können Interessierte in gemütlicher Atmosphäre zurückverfolgen. Ausgestellt wird zeitgleich zu dem Aufführungsterminen am 31. Oktober, 7., 8. und 9. November beim Kirchenwirt. Karten für die Aufführungen sind im Quelle-Shop Knott und an der Abendkasse erhältlich.